Das IMPRO BEWEGT Barcamp soll Austausch und Räume für eure Ideen bieten. Als ergänzende Inspiration geben unsere Speaker:innen kurze Impulse dazu, wie Improtheater gesellschaftlich wirken kann – ob durch die Auseinandersetzung mit kollektiver Verantwortung, das bewusste Spiel mit Geschlechterrollen oder das Erkunden von Grauzonen zwischen richtig und falsch. Gemeinsam fragen wir: Welche Haltung nehmen wir auf der Bühne ein – und was bedeutet das für unser Miteinander außerhalb davon?
Kollektive Verantwortung durch Impro verstehen (und umsetzen)
Christian Berlin
Kollektive (moralische) Verantwortung ist ein klassisches Thema praktischer Philosophie: Können Gruppen über ihre eigenen Mitglieder hinaus Verantwortung tragen? Improtheater bietet den Beteiligten nahezu ununterbrochen die Möglichkeit, in das Bühnengeschehen einzugreifen, die Szene zu verändern. Wer ist bei einer improvisierten Szene wie verantwortlich für deren Verlauf, Inhalt oder Gelingen? In meinem Kurzvortrag möchte ich zwei übliche Standpunkte aus der Philosophie nutzen, um für mehr geteilte Verantwortung auf der Bühne zu appellieren und zeigen, dass Improtheater ein wertvolles Instrument für kollektive Verantwortung im Alltag sein könnte!
Seit 2017 arbeitet Christian selbständig als freiberuflicher Schauspieler und Theaterpädagoge in Münster. Neben freien Theaterproduktionen für Kinder und Erwachsene wie „Klima für Kinder“, „Das unsichtbare Virus“ oder „Entscheidungen – zwischen Bewegung und Stillstand“ (Tanztheater), ist Improvisation Hauptaugenmerk seiner Arbeit.
In regelmäßigen Kursen, Workshops oder durch Förderprojekte bringt Christian zeitgenössisches Improtheater und Bewegungsimprovisation in Münster auf die Bühne.
Christian ist Gründungsmitglied und Teil der künstlerischen Leitung von Peng! Improtheater, mit denen er mehrfach monatlich öffentlich oder institutionell auftritt. 2025 hat er Momentum – Institut für angewandte Improvisation mitgegründet.
Geschlechterrollen auf der Impro-Bühne: Klischee oder kreative Freiheit?
Jae Klinksieck & Toto Lahme
Im Improtheater entstehen Szenen spontan – doch oft schleichen sich dabei unbewusst tradierte Geschlechterrollen ein. Warum landen Männer häufiger in aktiven, dominanten Rollen, während Frauen fürsorgliche oder passive Figuren übernehmen? Wie beeinflussen unsere eigenen Erwartungen und die des Publikums die Rollenverteilung?
In dieser Diskussionsrunde wollen wir gemeinsam erkunden, wie wir Geschlechterbilder auf der Bühne bewusster gestalten können. Welche Möglichkeiten gibt es, mit Stereotypen zu spielen oder sie gezielt zu durchbrechen? Und wie können wir als Spieler*innen Verantwortung für vielfältigere, gleichberechtigtere Bühnenwelten übernehmen?
Jaes Theaterliebe hat auf der Freilichtbühne mit 9 Jahren bei König der Löwen angefangen und sich seitdem auf Improvisationstheater ausgebreitet. Jae hat 2018 die Improgruppe Tante Ute gegründet und startet aktuell eine Flinta* Improgruppe. Queerfeminismus darf auch auf der Bühne Raum einnehmen!
Toto ist Improspieler*in und leitet hierzu Kurse an. Als selbst nicht-binäre Person ist Toto dabei besonders wichtig, einen möglichst sicheren Raum für die Spielenden zu schaffen.
Demokratiebildung & Improtheater – Ein interaktiver Impuls
Anne Stelzel
Wie kann Improvisation helfen, demokratische Werte zu stärken? In diesem kurzen Impuls werfen wir einen Blick auf die Verbindung zwischen Improtheater und Demokratiebildung.
Stellt eure Fragen rund um Partizipation, Vielfalt und Demokratiebildung! Im Interview mit Anne greifen wir eure Fragen auf und entdecken gemeinsam, wie Improtheater spielerisch zu einer demokratischen Haltung beitragen kann.
Lasst uns ins Gespräch kommen und neue Perspektiven entdecken!
Anne entdeckte ihre Leidenschaft für Impro während ihres Studiums der Theater- und Medienwissenschaft – und ist seitdem dabei geblieben. Sie verbindet Elemente aus Impro und Soziodrama mit ihrer Arbeit als systemische Coachin und Supervisorin.
Seit vielen Jahren berät und moderiert sie Initiativen und Organisationen zu sozialen Konflikten, Demokratieförderung und Inklusion. Als Teil der Initiative Impro bewegt setzt sie sich dafür ein, Improvisation als Werkzeug für gesellschaftlichen Wandel erlebbar zu machen.
Wir haben die Wahl. Von der Unmöglichkeit unpolitischer Improvisation
Ralf Wetzel
Ralf ist Improvisations- & Maskenschauspieler, Clown und Professor für angewandte Kunst an der Vlerick Business School in Brüssel. Er produzierte u.a. das dreitägige Clown- und Maskenfestival „Uncommon Comedy“ als Teil des Brighton Fringe Festivals 2023 und spielte zwei Solo-Maskenshows darin. Er brachte eine Clownshow in ein TEDx-Event und ist gegenwärtig mit der Jim-Jarmusch-inspirierten Duo-Impro-Show „Cab Confessions“ in Brüssel zu sehen.
www.clownforlife.com